Der Weg zur 2-Bahnhof-Lösung

Lindau befindet sich im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz und ist Teil eines Eisenbahninfrastrukturprojekts. Der Ausbau und die Modernisierung des Bahnknotens in Lindau sowie der Strecke München–Lindau sind Bestandteile der internationalen Verbindung zwischen den Metropolregionen München und Zürich und sind damit Teil des Bundesverkehrswegeplans. Die Verkehrsachse zählt zu dem durch die EU-Verkehrspolitik definierten Transeuropäischen Netz (TEN), das mit einheitlicher Technologie Europa näher zusammenbringen soll.

Das Projekt wird zum Teil vom Staat Bayern, der Stadt Lindau, der Schweiz und der Deutschen Bahn finanziert. Ziel ist es vor allem, den internationalen Fernverkehr auszubauen und eine deutliche Attraktivitätssteigerung durch Angebotsausweitung und Reisezeitverkürzung zu ermöglichen. Die Strecke zwischen München und Zürich soll ab 2021 in rund 3,5 Stunden zu bewältigen sein. Künftig werden sechs anstatt vier Eurocity-Zugpaare zwischen München und Zürich mit Halt in Lindau pendeln und die Metropolen besser miteinander verbinden. Eine durchgängige Elektrifizierung im Knoten Lindau und auf den zulaufenden Ausbaustrecken tragen letztendlich zu einem reibungslosen Betrieb und zur Vermeidung von Störungen bei.

Zur Umsetzung gab es zu Projektbeginn verschiedene Möglichkeiten, um diese Zielsetzung zu realisieren. Die erste Variante sieht die vollständige Verlagerung der Bahnhofsfunktionen von der Insel nach Lindau-Reutin vor, verbunden mit erheblichen Umbaumaßnahmen rund um Reutin. Mit der Verlagerung des Fern- und Regionalverkehrs in den Stadtteil Reutin würde die Altstadt Lindaus vom Schienenverkehr abgehängt. Die zweite Variante sieht den grundsätzlichen Erhalt des Inselbahnhofs in reduziertem Umfang für den Nahverkehr vor. In Lindau-Reutin würde in vergleichbarer Weise wie bei der ersten Variante ein neuer Fern- und Nahverkehrshalt für die Stadt Lindau entstehen.

Dabei werden nochmals zwei Möglichkeiten beim Anschluss an das Schienennetz unterschieden. Bei Möglichkeit 1 wird der verkleinerte Inselbahnhof lediglich durch eine eingleisige Strecke aus Richtung Reutin ans Streckennetz angebunden. Die Aeschacher Kurve wird zweigleisig ausgeführt. Die zweite Alternative verfolgt die Möglichkeit der Anbindung sowohl über eine eingleisige Strecke aus Richtung Reutin als auch in Richtung Norden, während die Aeschacher Kurve zweigleisig sein soll.

Die Zwei-Bahnhof-Lösung beinhaltet den Erhalt des Bahnhof Lindau für den Nahverkehr bei gleichzeitigem Neubau einer Verkehrsstation auf dem Festland in Reutin für Fern- und Regionalverkehr. Dabei ist der Inselbahnhof zweigleisig angebunden und auch die Strecke nach Norden verfügt über zwei Gleise. Lediglich die Aeschacher Kurve bleibt eingleisig.

Der Inselbahnhof allein ermöglicht es nicht, die vertraglich vereinbarten Fahrzeitvorgaben einzuhalten, zumal der Bahnhof modernen EC-Zügen nicht genügend Platz bietet und die Zugwendung zeitintensiv ist. Daher werden Infrastrukturmaßnahmen in Lindau-Reutin erforderlich.

In einem Bürgerbescheid Anfang 2012 entschied man sich, den Inselbahnhof zu erhalten. Mit rund 61 Prozent stimmten die Lindauer für das von der Stadtverwaltung favorisierte Modell. Dabei bleibt der Inselbahnhof für den Nahverkehr erhalten, während in Reutin ein fernverkehrstauglicher Halt auf dem Festland entsteht.

Bis zur geplanten Inbetriebnahme im Dezember 2020 müssen neben der Elektrifizierung umfangreiche Um- und Neubauten auf der Strecke nach Lindau sowie im Knoten umgesetzt werden. Darunter fallen umfangreiche Um-, Neu- und Rückbauten von Bahnhofsanlagen, Brücken, Dämmen, Bahnübergängen oder auch Eisbahnüberführungen. Auch das Stellwerk wird elektronisch, die Abstell- und Tankanlage wird verlagert, Oberleitungen um- und neugebaut, zudem finden Spurplananpassungen statt. Weitere Maßnahmen betreffen den Lärmschutz und die Optimierung der städtischen Infrastruktur.

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