So funktioniert Bahn - Bahnübergänge und Schließzeiten

Was nach außen oft einfach aussieht ist in Wirklichkeit weitaus komplexer. Wenn ein Zug von A nach B fahren möchte, kann er dies nicht spontan tun. Anders als bei den Autos auf der Straße bedarf es beim Zugfahren langer Vorplanung, um die Auslastung des rund 33.500 km langen Schienennetzes zu koordinieren. Deshalb werden jedes Jahr die Fahrpläne für das gesamte Folgejahr neugestaltet, um Änderungen im Bahnverkehr und im Streckennetz zu berücksichtigen. Damit sind zum Beispiel eine höhere Taktung, Baustellen oder Inbetriebnahmen abgeschlossener Bauprojekte gemeint.

Das Schienennetz ist in viele unterschiedlich lange Streckenabschnitte unterteilt, in welchen Weichen, Bahnübergänge, Bahnhöfe oder andere Besonderheiten liegen. Grundsätzlich gilt, dass sich in jedem Streckenabschnitt nur ein Zug befinden darf. Damit der Lokführer weiß wann er einen Abschnitt befahren darf, gibt es zu Beginn jeden Abschnitts Signale. Fahrdienstleiter im Stellwerk steuern dann die Zugeinfahrten. Sind alle Weichen richtig eingestellt, alle Schranken unten und kein anderer Zug mehr im Gleisabschnitt, wird dieser vom Fahrdienstleiter über ein grünes Licht freigegeben. Falls dem nicht so ist, bleibt das Licht auf Rot und der Zug hält an. Dementsprechend bleiben Bahnübergänge solange geschlossen, bis der Zug den Streckenabschnitt wieder verlassen hat. Die Kommunikation zum Stellwerk funktioniert dabei über sogenannte Achszähler. Sie zählen die Achsen des Zuges bei Ein- und Ausfahrt und melden dies an den Fahrdienstleiter im Stellwerk. So kann festgestellt werden, wann er den Abschnitt verlassen hat und für den nächsten Zug frei ist. 

So sind bereits erneuerte Bahnübergänge (BÜ) durch moderne Technik gesichert. Sie lösen beim Überfahren der Einschaltstelle im Vorfeld des BÜ den Sicherungsvorgang am Bahnübergang aus. Sobald der Zug diesen verlassen hat und in den Ausschaltabschnitt einfährt, werden die Schranken automatisch wieder geöffnet. Damit funktionieren diese Bahnübergänge selbstständig und unabhängig von Befehlen der Stellwerke und sind deshalb diejenigen mit der kürzesten Schrankenschließzeit.

Fährt ein Zug vom Lindauer Inselbahnhof nach Bregenz, muss er fünf Bahnübergänge passieren. Davon sind bereits zwei mit der modernen Technik ausgestattet (Zech und Eichwaldstraße) und an das neue elektronische Stellwerk angeschlossen. Bei den drei übrigen Bahnübergängen (Lotzbeckweg, Hasenweidweg Ost und Laubeggengasse) wird noch alte mechanische Technik für den Betrieb genutzt. Alle drei Bahnübergänge ersetzt die Deutsche Bahn künftig durch Überführungen. Grund dafür ist die geplante Erhöhung der Taktung, was trotz technischer Übergänge zu stark erhöhten Schrankenschließzeit im Gleisdreieck führen würde. Bis zum geplanten Umbau muss der Fahrdienstleiter Ein- und Ausfahrt an die zuständigen Schrankenposten per Fernsprechanlage melden. Erst wenn er das Signal erhalten hat, dass alle Bahnübergänge geschlossen sind, darf der Zug einfahren. Hat der Zug die mechanischen Bahnübergänge passiert und den Streckenabschnitt verlassen, gibt der Stellwerksleiter das Signal zum Öffnen der Schranken.

Da im Bahnhof Lindau-Insel zwei Bahnstecken aufeinandertreffen, ergeben sich für die Bahnübergänge im Gleisdreieck besonders lange Schrankenschließzeiten für die Straßenverkehrsteilnehmer - was wir sehr bedauern. Das liegt unter anderem daran, dass zu Stoßzeiten mehrere Züge in kurzen Abständen in den Bahnhof einfahren und wieder ausfahren, sodass für die mechanischen Übergänge eine Schrankenöffnung nicht möglich ist. Diese Stoßzeiten sind notwendig, um die Umsteigezeiträume für die Passagiere und damit die Reisezeit möglichst kurz zu halten. Ziel aller Maßnahmen in Lindau ist es, den Bahnknoten zu optimieren und die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

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